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Nicht alle dieser Einrichtungen haben einen langfristigen Zweck. Die Zufahrtsstrassen etwa seien nur von taktischem, nicht aber von strategischem Wert, sagt der Sicherheitsexperte Andreas Krieg vom King’s College in London. «Die Armee muss diese nicht dauerhaft kontrollieren.» Auch in Bezug auf den Philadelphi-Korridor vermutet Krieg, dass Israels Präsenz nicht in Stein gemeisselt ist. «Aufgrund der internationalen Dimension von Philadelphi, wo Interessen Israels, Ägyptens und der USA zusammenkommen, dürfte das ein in Verhandlungen lösbares Problem sein.»
Anders sieht das laut Krieg beim Netzarim-Korridor aus: «Was da gebaut wurde, ist nicht für die nächsten paar Monate gedacht. Das ist mindestens eine mittelfristige Lösung für die nächsten paar Jahre, wenn nicht sogar eine langfristige.» Nimrod Goren, der Präsident der israelischen Denkfabrik Mitvim, sieht das ähnlich: «Wenn Israel sich in absehbarer Zeit aus dem Gazastreifen zurückziehen wollte, hätte es diesen Korridor nicht auf diese Weise ausgebaut und konsolidiert.»
Laut dem Sicherheitsexperten Andreas Krieg besteht der Zweck dieser «vorgeschobenen
Operationsbasen» darin, nördlich und südlich des Korridors kleinere taktische Operationen mit Spezialkräften und gepanzerten Fahrzeugen durchführen zu können. Dennoch vermutet Krieg, dass der Netzarim-Korridor die Bewegungsfreiheit der Hamas nicht komplett unterbunden hat: «Die Tatsache, dass sich die Hamas in Nordgaza mehrfach neu aufstellen konnte, lässt sich eigentlich nur dadurch erklären, dass es unter dem Korridor noch funktionierende Tunnel gibt.»
Andreas Krieg vom King’s College sagt, mit dem Korridor seien Tatsachen geschaffen worden, die sich so schnell nicht wieder rückgängig machen liessen. «Es würde mich nicht wundern, wenn das in den nächsten Jahren noch weiter ausgebaut würde.»
Period | 26 Nov 2024 |
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Held at | Neue Züricher Zeitung, Switzerland |
Keywords
- Israel
- Gaza